Dem ehemaligen Wiener Vizekanzler, der weit davon entfernt ist ein Unschuldslamm zu sein, wurde bei Ibizagate übel mitgespielt. Inzwischen ist klar, dass der FP-Politiker mit illegalen Mitteln aufs Korn genommen und abgeschossen wurde – was Teile der MSM-Journaille unterstützten. Leider sind investigative Journos inzwischen vor einem unüberwindlichen Hindernis zum Stehen gekommen, dem Anwaltsgeheimnis; so dass die Drahtzieher wohl auf ewig im Dunkeln bleiben werden. Strache kann am Sonntag übrigens per Vorzugsstimme ins EU-Parlament gewählt werden.
Nach dem aktuellen Stand der Recherche soll der Lauschangriff von Ibiza im Juli 2017 von einem gewerbescheinlosen Privatdetektiv aus Wien und München durchgeführt worden sein, der von einem Rechtsanwalt mit guten Kontakten zu den beiden ehemaligen Großparteien beauftragt worden ist.
Dieser wiederum hat anscheinend ein Mandat des eigentlichen Auftraggebers der Aktion (über den er natürlich Stillschweigen wahren darf/muss).
Der Anwalt des Anwalts erklärt nun, es habe sich um ein “zivilgesellschaftlich motiviertes Projekt gehandelt, bei dem investigativ-journalistische Wege beschritten wurden.“
Das ist nicht eben glaubwürdig, vor allem wegen der aufwändigen Anbahnung des Kontakts über den späteren FP-Klubchef Johann Gudenus, die fast ein halbes Jahr gedauert hat und Hunderttausende gekostet haben muss. Aktionen der “Zivilgesellschaft” sind typischerweise anders – viel kostengünstiger und nicht so kompliziert.
Man muss freilich damit rechnen, dass die wahren Auftraggeber nie publik werden (dass in den USA bei Steel-Dossier/Fusion GPS der Auftraggeber herausgefunden wurde, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass sich Ausschüsse des US-Kongresses auf besondere Ermittungsbefugnisse stützen können).
Korrupt über alle Maßen?
Das ist in Wien nicht der Fall.
Hier definieren ausschließlich (partei)politische Gegner und journalistische Feinde des ehemaligen FPÖ-Chefs, was unter Ibizagate zu verstehen ist,
Die Affäre, lautet ihre Lesart, offenbare eine besondere Korruptheit des Mannes.
Auch das ist wenig überzeugend, denn:
Strache fordert im Video zwar
- zur Umgehung von Transparenzgesetzen auf,
- interessiert sich für Möglichkeiten das bei weitem größte Printmedium des Landes für seine Zwecke einzuspannen und
- kündigt vollmundig an, mit ihm in der Regierung werde es keine öffentlichen Aufträge mehr für einen langjährigen Bau-Oligopolisten und ständigen Auftragnehmer von Staatsfirmen und Gebietskörperschaften geben..
Das meiste davon war nie umsetzbar, zeugt aber eher von Wunschdenken als von Korruption (abgesehen davon, dass sich Strache dabei nicht persönlich bereichern wollte).
Die unbedingte politisch-moralische Verurteilung des Politikers steht faktisch auf wackeligen Beinen.
Das gilt vielfach auch für die moralische Perspektive, die seit den 1980er-Jahren durch ein Pferd symbolisiert wird, den “Gaul Kurt Waldheims in der SA-Reiterstaffel”.
Heute steht das Pferd freilich eher für das Hohe Ross, auf dem die “Moralisten” sitzen.
Listenplatz 42
Interessanterweise steht Strache, der nach dem Bekanntwerden der Ausschnitte von allen Staats- und Parteiämtern zurückgetreten ist, am Sonntag aber für das EU-Parlament zur Wahl – als Nummer 42 der FPÖ-Liste.
Eine Vorzugsstimme für ihn wäre, wie u.a. hier erklärt wird, ein symbolischer Stinkefinger und eine Absage an das Deutungsmonopol der hiesigen medialen Priesterkaste – ein Privileg, das darauf beruht, den Splitter im Auge des Bruders zu sehen, den Balken im eigenen Auge jedoch nicht.
Bild: Christian Michelides via Wkimedia Commons
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