Importabhängigkeit von Erdöl – USA, China, Europa und Japan

erdölabhängigkeit_master_DWährend die USA wegen ihrer Schieferölrevolution (vorübergehend) unabhängiger geworden sind, bleiben Europa und Japan auf extreme Weise von Erdölimporten abhängig – statistisch zu 100 Prozent. Europäische Ölförderung_master_CChina ist auch stark importabhängig – zuallererst von Lieferanten aus dem Mittleren Osten. Die Frage wird sein, ob und wie es diese Einfuhren gegen die Ansprüche des “Manns von der arabischen Straße” durchsetzt. NB zu Europa und China.

Die Zahlen, auf denen die beiden selbst gemachten Grafiken beruhen, entstammen der kürzlich erschienen BP Statistical Review 2018.

Der Chart zur Importabhängigkeit verwendet neben den dort erfassten Verbrauchszahlen die Bruttoimporte – was bedeutet, dass speziell z.B. die USA um einiges besser dastehen als es scheint. Die USA exportieren nämlich auch viele Petroleumprodukte, in US-Raffinerien verarbeitetes Erdöl.

Bereits als US-Produktion behandelt wurden hier die 4 mb/d Importe aus Kanada. Gleichermaßen wurde die norwegische Erzeugung der EU-Produktion zugeschlagen (= primär der britischen).

Trotzdem erzeugt Europa von den ca. 14 Millionen Barrel, die es aktuell täglich verbraucht, nur 3,4 selbst (auch hier ist die wirkliche Situation freilich besser als der Chart suggeriert – real sind EU und sonstige Europäer “nur” zu drei Vierteln von Erdölimporten abhängig. Der Rest kommt aus eigener Produktion und Norwegen).

Die Russische Föderation stellt drei bis vier Mal so viel im eigenen Land her wie sie verbraucht und liefert davon ca. drei Millionen Barrel p.d. nach Europa.

Die Volksrepublik China sitzt – wie auch die anderen – auf rasch alternden Feldern (“Daqing”) und muss inzwischen fast 80 Prozent ihres Verbrauchs durch (Brutto)Einfuhren bestreiten. Etwa die Hälfte davon kommen aus den Golfstaaten, dem Iran und dem Irak, 10 – 15 Prozent stammen inzwischen aus Russland.

Nachbemerkung, 21.6.2018, 15.30 Uhr: Die Situation der Volksrepublik ist in “formaler Hinsicht” der europäischen sehr ähnlich – ganz richtig gesehen.

Der Unterschied ist “nur”, dass sich China anschickt, zum Hegemon Südostasiens zu werden und dass es zusammen mit Russland der spiritus rector der Weltwirtschaftsordnung ist, die dem Dollar-Empire nachfolgen will.

Europa hat gewählt und sich auf die andere Seite geschlagen.

Insoferne wird es im “unvermeidlichen” Energiekrisen-Szenario (das beide Seiten trifft) gegenüber China nur dann die Nase vorn haben, sollte der alte Hegemon obsiegen.

Unabhängiger Journalist

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