MacronLeaks: Warten auf die Fakes

Die Mainstream-Medien, die nach dem Auftauchen interner Daten über den (nun gewählten) französischen Präsidentschaftskandidaten großzügig mit dem Prädikat fake news waren, scheinen nun jedess Interesse an der Geschichte verloren zu haben. Umso stärker sollten sich die anderen dafür interessieren, wie viel und vor allem – was von den 9 GB Leak-Dokumenten tatsächlich falsch ist.

Besonders spannend ist natürlich, ob die Dokumente, die zu zeigen scheinen, dass Emmanuel Macron eine Briefkastenfirma in der Karibik gegründet hat, echt sind oder nicht.

Nicht, weil das per se sonderlich bemerkenswert oder gar illegal wäre.

Es wäre, im Gegenteil, bemerkenswert, wenn ein Investmentbanker wie Macron damals einer war, eine solche Gelegenheit nicht ergriffen hätte:mrgreen:

Relevant ist die Geschichte nur, weil die gleiche Mischpoke, die bei den Panama-Papers vor Empörung hyperventiliert hat, bei Macron abwiegelt, was das Zeug hält.

***

Nun gut, man wird (hoffentlich) sehen.

Man wird sehen, ob die MacronLeaks auch fake news nach Art der DC- und Podesta-Emails sind, die von US-Demokraten auch als falsche Nachrichten bezeichnet wurden – von denen freilich keine einzige Fälschung übrig geblieben ist.

Kann sein, dass es noch sehr lange dauert bis alle 9 GB durchgekämmt sind – und vielleicht ist das nie der Fall.

Vielleicht kommt Wikileaks (das die Dokumente nicht selbst veröffentlicht hat) zur Überzeugung Besseres zu tun zu haben als den ganzen Corpus durchzuarbeiten.

WL hat immerhin vier bis fünf Tage gebraucht, um ein Fünftel des Materials als echt zu verifizieren.

Interessant wäre ein nüchternes Urteil, das ein kompetenter Dritter über den dump fällt, allemal.

Der Mainstream, der sich auf seine Recherchekünste sonst so viel zugute hält, hat nur eine Quelle, dass sich unter den Daten auch Gefälschtes befindet: das Wahlkampfteam Macrons, das von einem “massiven Hackerangriff spricht”.

Wie man sich eine solche Attacke konkret vorzustellen hat, sagt uns die Zeitung Le Monde, die in ihrer Berichterstattung Macron buchstäblich aus der Hand frisst – nämlich als phishing-Aktion, wie sie schon 13-Jährige auf die Beine stellen können.lemonde_phischingDie Idee, die Daten just zu Beginn der Blackout-Periode unmittelbar vor der Wahl zu veröffentlichen, deutet jedenfalls auf einen eher unernsten, nicht-politischen Hintergrund der Aktion hin….

Unabhängiger Journalist

Comments are closed, but trackbacks and pingbacks are open.