Srebrenica: Geschichtspolitik und selektive Justiz – Über Völkermord

Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat den ersten Präsidenten der Republika Srpska, Radovan Karadzic, für Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu 40 Jahren verurteilt. Am echten Bild von Srebrenica ändert das wenig: Srebrenica 1995 war ein Massaker, das christliche Serben unter muslimischen Männern angerichtet haben. Die Bluttat diente damals dazu, die USA zum Kriegseintritt zu bewegen. In ihrem Namen wird bis heute selektive Justiz gegen die Verlierer des jugoslawischen Bürgerkriegs geübt.

Der Vorwurf des Genozids, der spätestens seit der Verurteilung des bosnisch-serbischen Generals Krstic als “gesetzliches Faktum” (legal fact) verkauft wird, war schon immer eine absurde Einordnung – und bleibt es.

Die Rede vom Völkermord ist Kriegspropaganda im Kostüm “objektiver” Beweiswürdigung durch ein Gericht. In welchen bisher geschehenen Völkermorden wären zuerst Frauen, Kinder und Alte von wehrfähigen Männern getrennt worden, um danach die Letzteren um die Ecke zu bringen ?

Nein, die Soldaten, die die zur Schutzzone erklärte ostbosnische Stadt im Juli 1995 eingenommen haben, haben wohl Tausende muslimische Kämpfer gefangen genommen und danach exekutiert - und damit gegen alles verstoßen, was an Recht im Krieg (und Naturrecht) vorstellbar ist.

Doch Völkermorde – pardon -, sehen anders aus.

Ja, die Serben haben Srebrenica monatelang belagert und das mit Flüchtlingen überfüllte Städtchen systematisch beschossen. Karadzic, Mladic & Co. haben ihre Killer-Milizen (“Skorpione”) dazu ermuntert, Terror zu verbreiten und sie haben bewusst das Mittel des ethnic cleansing eingesetzt

Das war in der Tat böse. Das war “menschenverachtend”. Aber die serbischen Führer waren bei weitem nicht die einzigen, die das taten. 

Nur zwei Monate davor hat man in Westslawonien auch Serben “weggesäubert” (mit US-Hilfe). Jede Bürgerkriegspartei - vielleicht mit Ausnahme der Slowenen - muss sich nachsagen lassen, diese verbrecherische Politik zumindest zweitweise verwendet zu haben.

Für die westlichen Politicos und ihre Handlanger in Gerichten und Medien sind die Bösewichte aber ausschließlich Serben. Das ist auch der Grund, warum bis heute niemand wegen der Gräuel verurteilt worden ist, die an zahllosen serbischstämmigen Bauern um Srebrenica begangen worden sind – mit Ausnahme eines Falls von unterlassener Hilfeleistung bei einer Ermordung.

Diese später aufgehobene Verurteilung betrifft ausgerechnet einen muslimischen Kommandanten, der Schuld am Tod Tausender auf sich geladen haben soll.   

Diese selektive Justiz ist auch der Grund, warum in Den Haag bisher zu 90 Prozent Serben verknackt worden sind, siehe u.a. hier.

Nach offiziellen Zahlen sind in Srebrenica 8.400 Männer gestorben, aber nicht die Zahl der Toten, sondern ihre Identität und die Art, wie sie starben,  ist nach wie vor strittig. In einem groß angelegten Vergleich von DNA aus menschlichen Überresten in Srebrenica und von Verwandten vermisster Personen in ganz Bosien-Herzegowina sollen 2009 etwa  6.200 Übereinstimmungen aufgetaucht sein.

Das ist viel und wenig zugleich. Vor allem aber sagt es nichts darüber aus, ob die Opfer im Kampf gefallen oder nach der Gefangennahme exekutiert worden sind. Nach dem Bericht einer englischen Guardian-Journalistin vom 3. August 1995 wurden die sterblichen Überreste von 3.000 bis 3.500 Menschen in body bags aufgefunden. Das ist eine Form der Aufbewahrung, die im Kampf Gefallenen üblicherweise nicht zuteil wird.  

Literatur:

 

Edward Herman (ed.), Srebrenica Massacre. Evidence, Context, Politics, 2011

Stefan Karganovic, Aleksandar Pavic. Srebrenica 1995-2015: Just the Facts, 2015

Unabhängiger Journalist

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