USA/Iran: Kunst d. Vertragsbruchs? Junking The Petrodollar & More

JCPOA_Signatures
Unterschriften Nuklear-Deal m.Iran

Die Aufkündigung des iranischen Nuklear-Deals durch US-Präsident Trump ist ein meisterhafter Zug im geopolitischen 4D-Schach, das die Mächte miteinander spielen. Er scheint fast allen Wendemanöver und Neupositionierungen zu erlauben – ohne dass für die jeweiligen Öffentlichkeiten langjährige politische und militärstrategische Positionierungen in Frage gestellt werden müssen.

The Art of Breaking a Deal nennt der aus Brasilien stammende Journalist Pepe Escobar seine soeben in der Asia Times erschienene Analyse zum Ausstieg der Amerikaner aus dem Atomabkommen mit dem Iran (“JCPOA”)

- und am Anfang seiner Interpretation scheint der Gedanke zu stehen, dass es sich um eine weitere “geniale”, sicher nicht von Trump selbst ersonnene Pirouette handle, die es dem Präsidenten erlauben würde, “auf den Tisch zu hauen” ohne wirklich Porzellan zu zerschlagen, denn:

Der Deal wurde 2015 auch mit der EU geschlossen, die den Vertrag aufrecht erhalten will – was für den Iran bedeuten würde, dass er nicht offen zu seinem Nuklear-Projekt zurückkehren kann, sondern dass er sich weiterhin so verhalten muss, als verzichte er auf die Vorarbeiten zum Bau einer Atombombe.

Der iranische Präsident Hassan Rohani hat sich bereits dahingehend geäußert (die EU-Politiker auch).

Das ist ein Stand der Überlegungen, der Escobar zunächst folgenden Untertitel schreiben lässt:

“Donald Trump’s decision to leave the JCPOA will not open the path to an Iranian nuclear weapon”

Allerdings.

Allerdings scheinen dem Autor des Texts je länger desto mehr Zweifel darüber zu kommen, ob die EU denn wirklich in der Lage (willens) sein würde, US-amerikanischem Druck zu widerstehen, und (z. B.) die eigenen Unternehmen, die weiterhin Handel mit dem Iran treiben sollen dürfen, vor den USA zu schützen.

Yet in the event the EU3 capitulates, even with support from Russia and China, the JCPOA will be effectively over with unpredictable consequences. These would include Iran’s possible exit from the Nuclear Non-Proliferation Treaty.”

In diesem Fall könnten

  • die Euros sozusagen forçe majeure erklären, selbst den Handel mit dem Iran aussetzen (“kleineres Übel”) und quasi beiseite treten;
  • die Iraner könnten ihr seit Jahrzehnten laufendes Atomprogramm ohne Einschränkungen (womöglich ohne NPT) wieder aufnehmen,
  • Israel hätte einen für viele nachvollziehbaren Grund den Iran anzugreifen und
  • Trump hätte getan, was er schon immer angekündigt hat – wobei der den Anspruch erheben könnte, dass er die “nur auf den eigenen (handelspolitischen) Vorteil bedachten Europäer” zur Räson gebracht habe.
  • Der neue Hegemon der Region, die Russen schließlich, könnten den ausbrechenden Konflikt zwischen Israel (und Saudiarabien) und dem Iran andererseits für ihre neuen machtpolitischen Balançeübungen nutzen.

Sogar die Volksrepublik China würde daraus einen Nutzen ziehen, nämlich, so Escobar:

On the crucial oil front, Gulf traders told Asia Times that (…) up to 1 million barrels a day of Iranian oil would simply disappear from global markets. If the EU, which imports 5% of its oil from Iran, buckles under too much pressure, these exports will be relocated to Asian customers such as China, India, Japan and South Korea.”

Geopolitisch gesehen, erläutert Pepe, gehe es um die unvereinbaren Alternativen “Unipolare USA – transatlantisches Europa” oder “Multipolare Neue Seidenstraße” (China – Russland – Europa) – und damit u.a. wohl auch um den US-Dollar.

In dieser Partie, meint Escobar, würde Washington gegen Teheran spielen:

So, Trump has reshuffled the Grand Chessboard. Persians, though, happen to know a thing or two about chess.”

Bild: Wikimedia Commons (Public Domain)

Unabhängiger Journalist

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