Der neue Herr von Twitter scheint über’s Wochende auf üblich professionell-inoffizielle Weise die Umstände an die Öffentlichkeit gespielt zu haben, unter denen der Kurznachrichtendienst im Präsidentschafts-Wahlkampf eine Story unterdrückt hat, die dem demokratischen Kandidaten (und heutigen Präsidenten) wohl massiv geschadet hätte. Die “liberale” Journaille reagierte wie normiert auf zweierlei Art: Durch einen “Blackout” (der hier kaum durchgehalten werden kann) oder mit entsprechendem Framing (“Wirbel um …”, alter Hut” etc.). Obwohl in den USA die politische Auseinandersetzung im Vordergrund steht, macht die Causa erneut deutlich, wo die Feinde der Informations- (und Meinungs-)Freiheit stehen
- paradoxerweise mehrheitlich auf der politischen Linken.
Doch der Reihe nach.
Für “rechte”, Republikaner- bzw. Trumpfreundliche US-Journos ist die NY-Post-Story über Hunter Bidens Laptop tatsächlich ein immer wieder durchgekauter “alter Hut”. Der Artikel vom Oktober 2020 enthüllte u.a. Kompomittierendes über “Baby-Bidens” Geschäfte bzw Einflußnahmen in der Ukraine
(immerhin des Sohns des amtierenden US-Vizepräsidenten!).
Kein “alter Hut” kann die Geschichte freilich für die Ton angebende “linke” Journaille sein, weil diese von ihr nie berichtet worden ist. Im Fahrwasser des Twitter-Vorgehens wurde die Story damals von Trump-kritischen Medien in den USA und Europa einfach ignoriert (mit Rationalisierungen wie “russische Desinformation” etc.).
Der zu der Story führende Link wurde nach Interventionen von demokratischer Seite von der damaligen Twitter-Führung “genixt” – was die nun wohl gezielt geleakten Emails von hochrangigen Twitter-Managern zeigen.
Das Vorgehen Musks und Taibbis ist heute nicht nur in den USA “state of the art”, wie ein Seitenblick auf österreichische Staatsanwaltschaften und andere Institutionen sowie angebliche Enthüllungsjournalisten lehren kann
(aus der Sicht des “Kommunikators” geht’s auch gar nicht anders, weil über offizielle Veröffentlichungen Gesetze im Dutzend verletzt würden, hüben wie drüben).
Sofort stellten sich die alten Parteiungen wieder her.
In den USA, wo die Story nach und nach bis ganz nach unten durchgesickert war, war ein weiteres Verschweigen offenkundig keine Option mehr, weswegen Trump-kritische und Demokraten-freundliche Medien zeitnah, aber eben mit deutlichem Spin berichteten.
In Europa, wo die Causa schon 2020 von weniger großem Interesse war, war die Sachlage nicht so eindeutig. Einige berichteten sofort am Wochenende (mehrheitlich nicht-neutral bzw. “biased”),
andere schwank(t)en dagegen zwischen Ignorieren und “entsprechend Aufziehen” oder warten bis heute auf das “richtige Wording”.
Mal sehen, wie’s weitergeht.
Dieser Blogger nimmt an, dass auch die hiesige “linke Journaille” letztlich nicht um die Thematisierung des Vorgangs herumkommen wird
- nur eben mit der (für die Journos) “richtigen Einordnung” nach dem Muster von “Musk öffnet Schleusen für die Hassrede” (oder halt “Vorverurteilung”, “konservative Kampagnen” etc.)
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