Ein sg. Aufdecker aus “pro-US-demokratischem Stall” hat ein Buch vorgelegt, das einerseits einen kaum noch abstreitbaren Sachverhalt “bestätigt” – dass der Erreger der “Wu Flu” nämlich aus einem chinesischen Labor stammt -, aber “vergisst”, noch offenkundigere Tatsachen zu “würdigen”. Rogin legt einen Ablauf nahe, der zwar möglich ist, “im Licht des von Schreyer geschilderten kontrollierten Ausrollens” der Pandemie aber ein Zufall wäre. Wesentliche Teile des Texts sind der erratischen China-Politik Trumps gewidmet, während dessen Amtsnachfolger (und Obama-Vizepräsident ab 2009) wesentlich besser davon kommt.
Von einigen “hartgesottenen Spezialisten” der Weltgesundheitsorganisation abgesehen, die dereinst vor dem Jüngstem Gericht noch alles in Abrede stellen werden – “the WHO regurgitated Beijing’s bad information about the virus from the very start” -,
ist mittlerweile ziemlich klar, woher der (ursprüngliche) Covid-19-Erreger des vergangenen Jahres gekommen ist – aus einem chinesischen Labor in Wuhan.
Diesem Umstand trägt der Washington Post-Journalist Josh Rogin Rechnung, dessen verdienstvolles neues Buch die wet market-Entstehungstheorie endgültig vom Tisch kehrt (der “echten Informationselite” ist das eigentlich schon seit fast einem Jahr bekannt),
ebenso wie die Theorie vom “zoonotischen Überschwappen” von Fledermaus-Viren auf den Menschen (unter natürlichen Bedingungen), was das präferierte Ideologem von Öko-Bolschewisten wie Andreas Malm wäre.
Welcher genaueren Entstehungstheorie Rogin angehört, lässt sein Text offen (“remains a mystery”),
er geht anscheinend aber davon aus, dass Wissenschaftler(innen) des Level 4-Instituts einen natürlich vorkommenden Erreger für Menschen “scharf” bzw. besonders ansteckend gemacht haben, wobei
- er offen lässt, ob es sich dabei um “genetic engineering” im engeren Wortsinn gehandelt hat (was letztlich auf eine irrelevante “Wortklauberei” hinausläuft).
- Die in Wuhan durchgeführte, militärisch nutzbare gain of functions-Forschung ist jedoch aktenkundig und Rogin glaubt, dass diese auch mit dem Erreger der Pandemie von 2020 stattgefunden hat.
- Er legt jedoch nahe, dass das im Labor “verbesserte” Virus dann ungewollt entkommen ist, wg. Inkompetenz und/oder mangelnder Mittelausstattung der Institution.
Das hat insofern eine gewisse Plausibilität, als das Virus, klar erkennbar, kein umittelbar wirksamer, wirklich tödlicher biologischer Kampfstoff war & ist
- nicht per se, nicht allein für sich und nicht jetzt.
Außerdem bekam zunächst die lokale chinesische Population den ansteckenden, aber nur moderat gefährlichen Erreger (und die damit begründete Brutalität der “Sicherheitsorgane”) zu spüren,
(was bei entsprechender Skrupellosigkeit des operierenden Regimes bezüglich des Einsatz-Kalküls noch nichts heißen muss – “Bauernopfer”).
Trotzdem hätte ein selbst gegenüber der eigenen Bevölkerung skrupelloses Regime wohl anders agiert, wäre es z.B. darum gegangen, US-Amerikaner oder Europäer mit biologischen Kampfstoffen anzugreifen.
Die Geschichte der Freisetzung des Erregers muss also in einem anderen, vielleicht “harmloseren” Zusammenhang stehen und Rogin entscheidet sich im neuen Buch für die Laboratory Leakage-Theorie (“LL-Theorie”),
wonach ein Halbfertigprodukt militärischer B-Waffen-Forschung in die Umgebung gelangt sei, das zwar
funktionell angereichert und besonders infektiös, aber eben nur für Risikogruppen, nicht aber die Allgemeinbevölkerung wirklich gefährlich war.
Das ist nicht unbedingt, was ein Außenstehender von einem militärischen B-Kampfstoff erwarten würde.
Labor-Leakage nach Rogin
Dazu kommt, dass R. angeblich nach Washington geschickte diplomatische Depeschen wieder aufwärmt, die die LL-Theorie stützen
(der Autor hatte in der WaPo bereits 2020 über diese cables von 2018 berichtet).
Nach diesen angeblichen Depeschen haben Wuhan-Forscher US-Diplomaten um Hilfe gebeten, weil sie zu wenig Mittel hätten, einen sicheren Betrieb des Labors zu gewährleisten
(es ist wenigstens für diesen Blogger freilich nicht glaubwürdig, dass derlei ohne Wissen der chinesischen Führung passiert ist).
Das damalige State Department der Regierung Trump (wohl noch unter Tillerson) habe diese Depeschen aber ignoriert,
was einen wesentlichen “politischen Mehrwert” der Story Rogins darstellt.
“Russiagate-Nachfolge”
Sein Buch ist auch eine Art Chronik der Beziehungen zwischen den USA und der Volksrepublik China, oder auch zwischen Trump und Xi Jinping – im Verlauf der vergangenen vier Jahre.
Während nicht verhehlt wird, dass “an der Oberfläche” 2016 und 2020 Peking die Daumen für die “US-demokratischen” Rivalen DJTs hielt,
wird Trump selbst als dümmlicher & narzisstischer Tölpel gezeigt,
der primär auf Foto-Ops mit Xi und/oder fabrizierte Erfolge in den Verhandlungen mit China aus war;
daher – so wenigstens der “Subtext” – habe Trump das chinesische Regime “appeast”.
Weiters wird angedeutet, dass der US-Präsident über einen milliardenschweren chinesischen Dissidenten an der Leine der Staatspartei der VRC hänge: einen vor Peking scheinbar “Geflüchteten”,
der in Wahrheit freilich ein Einflussagent der CCP sei.
Wegen des Guo Wengui und dessen Verbindungen zu Steve Bannon hätte sich die pro-US-demokratische Journaille am Vorabend der Wahl geweigert, belastendes Material über Hunter Biden zu publizieren.
Spätestens hier, mit Verlaub, gleitet Rogins Darstellung völlig ins Unglaubwürdige ab (was freilich von höchstens ein paar Dutzend Beobachtern beurteilt werden konnte & kann).
Nach Erinnerung dieses Bloggers “zensierten” die MS-Medien damals eine New York Post-Geschichte, weil diese von der bis dahin überlebenden “Obama-CIA” zu “russischer Disinformation” erklärt worden war – siehe z.B. hier.
Freilich ist dies wieder ein “eigenes paar Schuhe”, das nicht unbedingt in eine Rezension von Chaos under Heaven gehört (aber auch eine nützliche Erinnerung für allzu vertrauensselige Leser).
Die Idee, dass der chinesische Geheimdienst über Guo belastendes Material über Hunter Biden an die Öffentlichkeit spielt um Trump im Wahlkampf zu helfen,
ist per se ziemlich verrückt,
weil der “aktive Teil” dieses Vorgangs ja die VRC selbst gewesen sein dürfte.
Wahrscheinlicher ist wohl, dass Peking den “soft glove approach” der Obama-Jahre (Rogin) erhalten bzw. neu aufgelegt sehen wollte und dafür bereit war, “die Maschine ein bisschen zu ölen”.
Warum sollte es diesen Vorgang an die großé Glocke hängen lassen? Um dem “unberechenbaren und sprunghaften Trump” zu einer 2. Amtszeit zu verhelfen?
Unerledigte Themen
Für Rogin ist mit der Übernahme der LL-Theorie die Causa offenbar erledigt und keiner weiteren Fragen (und keines weiteren Kontexts) mehr würdig.
Dieser Blogger sieht das anders.
- Für ihn ist das Mysterium der relativen Harmlosigkeit von Covid-19 durch Rogins LL-Theorie nicht abschließend geklärt.
- Er fragt sich, welche bisher nur “schaglicht- und bruchstückartig sichtbar gewordenen finanziellen, institutionellen & militärpolitischen Verbindungen” es zwischen Teilen des “Westens” und Teilen der PLA gegeben hat und
- ob die Ausbringung des Erregers nicht vielleicht doch “intentional erfolgt ist” – wenngleich nicht mit dem Einsatz-Kalkül einer rasch tödlich wirkenden Massenvernichtungswaffe.
- Vielleicht ging es also um etwas, worüber man auf Basis von zeitlich passgenauer “circumstantial evidence” höchstens spekulieren kann – z.B. über einen (versuchten) Great Reset eines vor dem Aus stehenden Finanzsystems – Stichworte “außer Kontrolle geratene Geldschöpfung”, “Katastrophen-Hausse (fast) aller Anlagegüter”, “Repomarkt-Krise von Herbst 2019″, etc. Ein “template” um eine solche Krise zu “bewältigen”, könnte ein Epidemie-Szenario allemal bieten.
- Nicht auszuschließen sind auch andere, noch gravierendere Krisenfälle, für die bei einer globalen Pandemie zu treffende Notstandsmaßnahmen ein gutes Erklärungsmuster bieten würden – zum Beispiel der “Krisenfall”, der durch ein Ende des Märchens vom unbeschränkt verfügbaren Öl sowie der Saga von der Energiewende eintreten würde.
Josh Rogin, Chaos Under Heaven: Trump, Xi, and the Battle for the Twenty-First Century. 2021
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