Wer bisher dachte, mit Globaler Erwärmung relativ ungeschoren davon zu kommen, hat sich schön geschnitten. Mit Corona kommt jetzt noch Global Sickening dazu, wie in einem soeben erschienenen Buch erläutert wird. Wir Gretas & Louisas können freilich was gg. das Weltenfieber tun und dafür sorgen, dass Mutter Natur wieder ruhig schlafen kann. Müssen den ollen Lenin halt ökologisch interpretieren & im Russischen Bürgerkrieg 2.0 militärisch obsiegen. Easy peasy.
Der Autor des Traktats Corona, Cimate, Chronic Emergency heißt Andreas Malm und ist auch Verfasser des demnächst erscheinenden Standardwerks “Wie man eine Pipeline sprengt”, hier bei Amazon erhältlich.
Der gute Mann ist nicht nur berufungsmäßiger Öko-Bolschewist, sondern – im bürgerlichen Beruf, wenn man so sagen darf – Humangeograph an einer schwedischen Uni, also Wissenschaftler.
Entsprechend wissenschaftlich fällt auch sein Text aus, der mit der Frage beginnt,
wie es kommt, dass bei Corona sofort überall Menschenmaulkörbe und Ausgangssperren verhängt wurden,
während die Industriestaaten beim viel gefährlicheren Klimawandel durch Kohlendioxid nichts getan hätten.
Besser gesagt so gut wie nix, wenn man davon absieht, dass die EU in den vergangenen 20 Jahren ihre Emissionen um 20 Prozent gesenkt hat.
Also praktisch fast so gut wie eigentlich überhaupt nix.
Natürlich haben auch Japan und die USA ihre CO2-Emissionen gesenkt, aber das war ja das Erdgas, oder so – irgendwie.
Naja.
Zoonotisch übergeschnappt
Die Antwort auf die Ausgangsfrage, wird uns nach ein paar Caveats erläutert, sei wahrscheinlich im Umstand zu suchen, dass Corona
auch reiche Weiße im Globalen Norden bedrohe, wohingegen der Klimawandel bevorzugt armen Braunen im Globalen Süden den Garaus mache.
Jetzt, 2020 freilich, sei auch für die reichen Weißen Schluss mit lustig,
weil jetzt eine globale Seuche existiere, wie auch WHO und John Hopkins sagen,
eine Pandemie (© WHO), die bisher weltweit 1,1 Millionen Tote gefordert habe,
auf einem Planeten, auf dem jährlich 58 Millionen Menschen sterben.
1,1 Millionen sind heuer bisher verblichen – “von und mit Corona” wohlgemerkt, und
berücksichtigt man die kreative WHO-Zählung sowie stichprobenartige Obduktionsergebnisse in Deutschland, Italien und den USA,
wird die Zahl der echten Corona-Toten weltweit schon auf 100.000 kommen, mindestens.
Ganz abgesehen davon, dass die erst jetzt nach und nach veröffentlichten europäischen Sterbezahlen aus dem vergangenen Frühjahr
einen Sprung um ein paar (Zehn)Tausend während der “Corona-Monate” und danach eine weitgehende Normalisierung der Mortalität zeigen, siehe z.B. hier, hier und hier.
Aber nein, unser Herr Dr. Malm erläutert seinen Lesern auf’s Wissenschaftlichste, dass die ganze Chose kein Hoax sei,
und dass mit dieser Pandemie nun eine Ära von Global Sickening und Chronic Emergency angebrochen sei,
ähnlich wie die Rote Rosa nach dem Ersten Weltkrieg gemeint hatte, dass nun eine Epoche chronischen Kriegführens begonnen habe.
Unser Autor glaubt ähnlich, dass der zeitgenössische globale Kapitalismus, die Natur so sehr in die Ecke getrieben habe,
dass Arten mit den Menschen in Berührung kämen, die Krankheitserreger beherbergten,
die das Immunsystem des homo sapiens nicht neutralisieren könne und die daher zu weltweiten Epidemien von enormer Tödlichkeit führen würden.
Das setzt Mutationen der Pathogene sowie den Wechsel von Wirts-Spezies voraus, was a) ja schon mehrfach stattgefunden hat und b) eine allgemein akzeptierte wissenschaftliche Theorie ist.
Das buzzword dafür ist zoonotic spillover, zoonotisches Überschwappen .
Globaler Notstand
Malm geht davon aus, dass Corona die erste dieser Seuchen ist
(fälschlicherweise, wie wir oben gesehen haben) und dass diese Krankheiten in ein allgemeines Global Sickening, ein Globales Krankwerden mündeten.
Sein überschwappendes Corona-Virus scheint freilich eine typische Kopfgeburt zu sein (eine tot zur Welt gekommene).
Doch Corona ist nicht alles, dazu kommen u.a.
- der anthropogene Klimawandel,
- die ebenfalls “vom Menschen” verursachte Auslöschung zahlreicher Spezies (“sixth extinction”) sowie
- die Vermüllung der Meere mit Mikroplastik.
Zusammen ergibt das, wie bereits erwähnt, die totale globale Chronische Emergenz,
den ständigen Chronischen Notstand, dessen “Samenbank der Sozialismus ist”.
Schlichte Gemüter, die’s nicht so sehr mit der Forschung haben, täten das einfach als “Gaias Rache” bezeichnen.
und nicht in der Gaia-Theorie Bewanderte können – noch schlichter – auch “Klimakatastrophe” dazu sagen.
Womit man irgendwie wieder bei Wladimir Iljitsch angelangt wäre, der, wie bekannt, ein großer Naturfreund war und gern wandern ging.
Lenin hatte vor hundert Jahren zwar noch nichts mit dem Klima am Hut,
mit Desastern aber schon, wie sein Text The Impending Catastrophe and how to Combat it bezeugt,
den er ein paar Wochen vor dem Oktober-Coup geschrieben hat
(die Lage war damals wirklich und ganz unironisch katastrophal)
Woraufhin Wladi L., Leo T. und Pepi S. den Stier bei den Hörnern gepackt,
- gegen Kerenski geputscht (“herrschende Klasse mit minimalem Blutvergießen weggefegt”),
- Frieden mit den Deutschen gemacht und
- Essen für ihre Aktivisten organisiert haben (“Requirierungskommandos”).
Die folgende Epoche wird in wirtschaftlicher Hinsicht “Kriegskommunismus” genannt, der zeitlich mit dem Russischen Bürgerkrieg zusammen fiel,
in dem sich die Kommunisten letztlich gegen die sg. Weißen durchsetzten,und zwar
- wg. des strategischen Genies von W. Lenin,
- des Roten Terrors bolschewistischer Paramilitärs,
- des Militärorganisations-Genies von L. Trotzki und
- der Zerstrittenheit menschewistischer Generäle (eigene Auflistung, Reihenfolge beliebig)..
Wirtschaftlich war der Kriegskommunismus nicht übermäßig erfolgreich, weil dabei u.a. den Bauern alles weg genommen wurde,
weswegen diese die Lust am Produzieren verloren und der kompromisslose Wirtschafts-Kurs durch die sg. Neue Ökonomische Politik (NEP) ersetzt werden musste.
“Rationierung, Umverteilung, Sanktionen”
Immerhin schaffte es der war communism, das Überleben des bolschewistischen Regimes zu ermöglichen
und Dr. Malm staunt nach 100 Jahren noch immer Bauklötze, wie ein solcher Erfolg “gegen die ganze Welt” möglich war.
Bewunderungswürdig ist jedenfalls, wie Lenin mit dem Privatkapital umsprang, das er ohne viel Federlesens verstaatlichte.
Die neu geschaffene Rote Armee war für Walm jedenfalls eine Erneuerbarer Energien (weil sie in Ermangelung von Öl zwangsarbeitsweise geschnittenes Holz verfeuerte).
Freilich muss das pro futuro nichts heißen, weil die heutigen Erneuerbaren Energien keine zur Holzarbeit gezwungenen Bauern benötigten.
In mancher, aber nicht jeder Hinsicht wäre ein zeitgenössischer Öko-Lenin jedenfalls ein ganz anderer als der historische
- etwa im Verhältnis zu den Öl-Baronen von vor 100 Jahren, die für den originalen Lenin nie genug schwarzen Saft produzieren konnten;
weswegen ihre Betriebe verstaatlicht wurden.
Das würde “Wewima-amassi” auch stattfunden.
Corporations on the loose like ExxonMobil, BP, Shell, RWE, Lundin Energy and the rest of the pack will have to be reined in, and the safest way to do that is to put them under public ownership, either through acquisition or – more defensibly – confiscation without recompense.”
(Was werden die Öko-Bolschis mit den Nationalen Ölgesellschaften z.B. in Saudiarabien und Russland machen, die rund 90 Prozent der weltweiten “proved reserves” kontrollieren – World Bank Working Paper 218?)
Im Unterschied zum Original werden die Ururenkerl den Fossil-Unternehmen dagegen anschaffen,
mit enormem Energieaufwand – das CO2 aus der Atmosphäre zurück zu zuzzeln (“Carbon Capture”)
– den Betrieben, sofern noch privat, aber immerhin erlauben, das gewonnene Kohldendioxid an Soft Drink-Fabrikanten zu verkaufen.
Immerhin werde es keine
summarischen Exekutionen, Disziplinarmaßnahmen gegen Arbeiter und bewaffnete Requirierungskommandos am Land”
mehr geben – schließlich befürworte ja auch niemand, der eine “Klima-Mobilisierung” nach dem Muster der WK II-Kriegswirtschaft wolle, einen Atombombenabwurf.
KIar sei trotzdem, dass
das Rennen zum Nullpunkt ( = race to zero emissions) durch harte Kontrollmaßnahmen koordiniert werden muss: Rationierungen, Umverteilungen, Anforderungen (“requisitioning”), Sanktionen, Befehle”
Für “die Verbraucher” werde eine neue Zeit drakonischer Beschränkungen anbrechen.
Wenn die Corona-Krise etwas gelehrt hat, dann, dass das ‘Nudging’, die Konsumenten mögen sich doch selbst korrigieren, eine Strategie der Vergangenheit ist.”
Andreas Malm, Corona, Climate, Chronic Emergency: War Communism in the Twenty-First Century. 2020
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