Warum der Handels-Deal der USA und der EU eine “Luftnummer” ist

Dieser Blogger, der Ende Juli den in Schottland verkündeten “Handels-Deal” zwischen den USA und der EU als “Luftnummer” - siehe auch hier – bezeichnet hat, bleibt auch nach einem “informationellen Nachschlag” und längerer Recherche bei dieser Charakterisierung. Was die Zollbelastung der EU-Exporteure betrifft, so hält sich diese a) in Grenzen und ist b) weit davon entfernt, die Regierung Trump in Sachen Budget “rauszuhauen”. Die von Brüssel versprochene Verdoppelung der US-Energielieferungen wird schlicht nicht stattfinden -  es sei denn, Dollar (und Euro) “(hyper)inflationieren” und/oder die US-Anbieter von Öl und Gas erschließen schleunigst neue Vorkommen.

Wie seit Juli bekannt, werden die USA Waren-Importe aus EU-Staaten mit einem 15-prozentigen Zoll belegen, der nach einer der branchenüblichen Milchmädchenrechnungen pro Jahr etwa 75 Mrd. Dollar Zolleinnahmen für das Budget der USA erbringen würde.

(“Milchmädchenrechnung” deswegen, weil bei dieser Kalkulation angenommen wird, dass die 2024 in den USA verbuchten 606 Mrd. US-Dollar - Eurostat spricht von 531 Mrd. Euro – auf Basis  der neuen US-Zölle ungeschmälert bleiben;

real wird freilich ein Teil der EU-Exporteure “aus dem Markt fliegen” oder sonstwie zu exportieren aufhören und ein anderer Teil wird “überwälzen” können,

ganz abgesehen davon, dass das von der EU – glaubwürdig – versprochene Neuinvestment in den USA von 600 Mrd.Dollar “intendierterweise” dazu führen wird, diese hypothetischen Zolleinnahmen im Laufe mehrerer Jahre zu minimieren).

Zölle “machen Trumps Budget nicht fett”

Um die Größenordnungen zu ermitteln, setzt dieser Blogger in seiner eigenen “Milchmädchenrechnung” pauschal ein EU-Exportvolumen in die USA von 500 Mrd. US-Dollar an, das mit 15 Prozent belegt wird

(ein Teil der europäischen Exporte wie etwa Generika unterliegen günstigen “most favoured nations”-Tarifen, für andere wie Stahl sollen 50 Prozent bezahlt werden.)

Weder die theoretisch von den EU-Exporteuren (oder US-Konsumenten) zu berappenden jährlichen 75 Mrd. Dollar noch die – ebenfalls theoretischen – prospektiven Einnahmen aus den restlichen 80 Prozent der US-Einfuhren von 2,6 – 2,7 Bio. Dollar haben freilich das Potenzial, wenigstens im laufenden Fiskaljahr 2024/25 (bis 30. September) das Budgetdefizit zu schließen,

nicht einmal zusammen mit den berühmt-berüchtigten Trumpschen Ausgabenkürzungen von annualisiert weniger als 200 Mrd. Dollar, siehe u.a. hier.

Auch der laufende Haushaltsabgang läuft – ähnlich wie jener vom vergangenen Jahr – auf 1.700 bis 1.800 Mrd. US-Dollar hinaus, die neu aufgenommen werden müssen (auch der übliche “roll over” erfordert übrigens die erfolgreiche Platzierung von Bonds),

sofern nicht die rund 8.000 Tonnen US-Gold “revaluiert” werden, die noch zu 42 Dollar pro Unze in den Büchern der Fed stehen.  Das wäre ein Einmaleffekt, der es freilich erlauben würde, erst einmal ein, zwei Jahre auf die Begebung langfristiger Bonds zu verzichten.

Zum zu erwartenden Budgetdefizit 2024/25 siehe die jüngste CBO-Schätzung nach Ablauf eines Dreivierteljahrs.

Die Rede ist hier von einem Staatshaushalt, der im vorigen Jahr 6,75 Bio. USD Ausgaben hatte, die unter Trump bisher sogar noch gewachsen sind, siehe u.a. hier

- und, wie gesagt, von einem Budgetdefizit von 1,7 bis 1,8 Bio. Dollar.

Man kann jedenfalls getrost davon ausgehen, dass die neuen Zölle auch mittelfristig kaum in der Lage sein werden, das üble “Big Picture” zu  ändern und die größer werdenden Löcher im US-Staatshaushalt (Bund) zu stopfen,

schon gar nicht die künftig von EU-Exporteuren einzuhebenden Einfuhrzölle.

“Betroffene Branchen”

Dies gesagt habend, werden – speziell deutsche – Exporteure (Pharma, Auto, Maschinen) die neuen “tarifären Hemmnisse” in den USA nachteilig zu spüren bekommen

- zunächst, aber “nur ein wenig”

(bei den Autos sollte man freilich die sprichwörtliche “Kirche im Dorf lassen”: KfZ inkl. Zulieferteile machen nicht einmal 10% der EU-Exporte in die USA aus. Der US-Automarkt wird auch künftig und unabhängig von Einfuhrzöllen von Ford, GM und lokal produzierenden Japanern (Toyota, Honda) und deren Pick up-Trucks und SUVs dominiert und wenn in naher Zukunft Marken vorrücken, werden das wohl südkoreaneische brands sein.)

Was die deutschen Marken betrifft, werden die Zölle auf Autos sich zunächst etwa bei BMW oder Mercedes in der “bottom line” bemerkbar machen.

Die Frage ist freilich, ob das “Los, das sie in den USA erwartet”, München und Stuttgart nicht besser erscheint als das “Los daheimzubleiben”.

Brüssel und etliche nationale Regierungen scheinen mit ihrer Klima-, Außen-  und Energiepolitik ja eine möglichst rasche “Deindustrialisierung” bzw. die “Strangulierung unliebsamer Branchen” zu verfolgen.

Das gilt vor allem für deutsche Autokonzerne, die sich “von Natur aus” leichter tun, (mehr) in Übersee zu investieren als mittelständische Maschinenbauer aus Baden-Württemberg (Tuscaloosa und Spartanburg gibt es ja bereits).

Hiesige Pharmakonzerne, für die das Gleiche wie für die Autokonzerne gilt, haben bekanntermaßen bereits massiv Neuinvestitionen in den USA angekündigt.

Insofern sind die von der Kommission im Rahmen des “Handels-Deals” ebenfalls avisierten “intendierten” zusätzlich 600 Mrd. USD an europäischen Neuinvestitionen bis Ende 2028 durchaus realistisch,

ganz ohne (Hyper)Inflation.

Die Energie-Täuschung

Ein anderes Paar Schuhe sind freilich die 750 Milliarden aus Europa in Aussicht gestellten Bestellungen für US-amerikanische Energieprodukte (ebenfalls bis Ende 2028).

Dieser “Pledge” spielt sich vor dem Hintergrund der bereits 2024 aus den USA bezogenen “Energieprodukte” (Öl, LNG) im Wert von etwa 100 Mrd. USD ab (siehe zum Eurostat-Wert hier sowie zur Einschätzung der Kommission dazu  hier).

Schriebe man diesen Wert von 2025 bis inklusive 2028 fort, käme man auf etwa 400 Mrd. USD in den nächsten vier Jahren (vielleicht ein wenig mehr, da heuer bisher spürbar mehr LNG aus den USA importiert wurde als 2024).

750 Mrd. Dollar wären aber fast eine Verdoppelung dieses “Fortschreibens”.

Nun sollte einem bewusst sein, dass der 2024 erreichte hohe Marktanteil von US-Lieferanten -16 Prozent bei Erdöl und 45 Prozent bei LNG (mittlerweile liefern die USA mehr als 50 Prozent) – Folge eines nur drei bis fünf Jahre dauernden Prozesses war, bei dem “die Russen” aus dem sg. Markt geworfen wurden (und sich vielleicht sich gern rauskicken ließen).

Diese Atem beraubende “Umkrempelung der Marktverhältnisse” ist in diesem Blog immer wieder thematisiert worden, für Öl z.B. hier und für Erdgas hier.

Dieser Vorgang kann kaum wiederholt werden, oder höchstens dann, wenn jetzt auch die Norweger (Pipeline-Gas) sowie die noch verbleibenden russischen Lieferungen (LNG, Turkstream) “aus dem Markt gerempelt werden”.

Auch wenn Trump und seine Anhänger es heute nicht gern hören

- die “Umkrempelung des europäischen ‘Markts’” für Fossilenergie passierte in der Ära Biden, mit tatkräftiger Mithilfe der heute malkontenten europäischen Vasallenkönig mitsamt ihrer gefönten Urschl.

Dieselbe Urschl, die vergangenes Monat dem ungeliebten neuen Cäsar Augustus versprochen hat, noch in dessen Amtszeit 750 Mrd. Dolores an Fossilkäufen in den Staaten zu tätigen.

Nicht nur stellt sich im Fall stabiler Währungsverhältnisse für die EU die Frage, woher das Pinkepinke kommen soll,

auch die Lieferanten von jenseits des Großen Teichs, dürften Schwierigkeiten kriegen, in den nächsten Jahren noch einmal ein paar Millionen Tonnen Rohöl und ein paar Dutzend Milliarden Kubikmeter Flüssiggas “draufzulegen”.

Die Narren aus den Staaten glauben das aber nicht

- dieselben Narren, die gar nicht genug LNG-Terminals an der Golf- und neuerdings an der Westküste bauen konnten

und die vom Shale-Mirakel der vergangenen zehn Jahre so besoffen sind, dass sie sich nicht vorstellen können, dass eine exponentiell steigende Produktion exponentiell auch wieder sinken könnte.

Hier könnte man sich bei Goehring & Rozencwajg über (Shale-)Gas informieren und hier und hier erklärt ein “Auskenner” das Prädikament der “Tight Oil Plays”.

Kurz: die verehrten Driller in der Marcellus-Formation und im Permian-Becken könnten ihre Fähigkeiten ein wenig überschätzt und

der POTUS und seine Mannen könnten ihnen zu sehr vertraut haben

(was weiß ein Fremder?)

Realitätsverleugnung ist freilich etwas, was in Europa geradezu heimisch ist,

Glory to the Ukraine!

wie sich am Beispiel von Wolodymyrs 7 Zwergen gut demonstrieren lässt, die ohne Armeen und mit leeren Taschen Krieg führen möchten. 

Auch bei dieser Delegation musste der orange Mann im Weißen Haus jetzt einen heiklen Balançeakt vollführen:

Für dessen heimisches Fan-Publikum sollte der Eindruck entstehen, dass Wolodymyrs 7 Zwerge in Washington über’s Knie gelegt wurden oder wenigstens wie schlimme Schulkinder vor dem Direktor sitzen mussten,

während ihnen aber nicht wirklich weh getan werden durfte (schließlich handelt es sich immer noch um Vasallen)

- eine Aufgabe, die Trump ganz gut gelöst haben dürfte.

Immerhin haben die Europäer fette Schecks auch für den Militärisch-Industriellen Komplex in den Staaten versprochen.

Und dass die Amis aus dem für sie wenig atraktiven ukrainischen Sumpf so schnell wie möglich raus wollen, wissen die 8 Zwerge ja schon länger.

Unabhängiger Journalist

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