Dieser Blogger, der vor langer Zeit einmal Geschichte studiert und danach ein paar Jahrzehnte lang über das 20. Jahrhundert nachgedacht und -gelesen hat, ergreift die Gelegenheit, seine Sicht des Zweiten Weltkriegs bekanntzugeben, die mindestens ebenso “disrespectful” ist wie jene der “EU-Außenministerin” und des chinesischen Foreign Office zusammengenommen (siehe u.a. hier). Kern des jüngsten diplomatisch-geschichtspolitischen Disputs scheint ihm die Frage zu sein, welche Seite sich denn nun in die Brust werfen und behaupten dürfe, den Zweiten Weltkrieg gewonnen zu haben.
“Wir”, wie die Estnin und EU-Europäerin Kaja Kallas behauptet, oder “wir”, wie die Festland-Chinesen meinen, die dieser Tage eine Militärparade zum asiatisch-pazifischen V-Day veranstaltet haben.
Die kurze Antwort dazu lautet: Niemand von denen – und nicht einmal die Sowjets, die ohne jeden Zweifel zu den damaligen Alliierten gehört haben;
nicht einmal die Sowjet-Völker, die 20 Millionen Tote zu beklagen hatten und deren Staat/Imperium Osteuropa nach ’45 einverleiben durfte.
Wenn wer in my humble opinion wirklich “WKII” gewonnen hat, dann waren das die Amis, die mit relativ überschaubarem eigenen Blutzoll und ohne Zerstörungen in ihrer Heimat “die Welt gewonnen haben” oder genauer:
sie konnten ein US-zentrisches “Weltsystem” etablieren, in dem – bis vor kurzem – alle nach der Ami-Pfeife tanzen mussten, die Sowjetunion inklusive. Die Amis haben auch die Ruchlosigkeit besessen, Zehntausende Japaner mit Atombomben zu vertilgen
(wonach Japan kapitulierte, woran wieder der asiatische V-Day erinnern soll).
Wenn “wir” die Sieger waren, wie die Kallas erklärt hat, sagt das eine Menge über die EU und deren Selbstverständnis aus, hat nichtsdestotrotz aber einiges an Faktischem für sich.
“Die Chinesen” haben auch gegen die deutsch-japanische Achse bzw. speziell gegen deren Bestandteil in Tokio gekämpft,
das wesentliche Teile Chinas besetzt hatte
(wobei im Sprachgebrauch des heutigen Außenministeriums in Peking unter “chinesischem Volk” wohl eher Mao und weniger Chiang Kai-shek zu verstehen sein dürfte).
“Kriegsentscheidend” ist freilich keiner dieser zwei gewesen.
Um vorliegende respektlose Belehrung abzuschließen, sei daran erinnert, dass keineswegs die Zahl der Opfer den Kriegsausgang bestimmt,
sondern nur Erfolge auf den Schlachtfeldern,
die wiederum von so “trivialen Faktoren” wie z.B. dem Vorhandensein von Panzer-Diesel abhängen.
Wer das nicht glaubt, sehe sich die ersten zehn Minuten des hier verlinkten YT an, die den Erkentnisprozess eines Obristen der Wehrmacht während der Ardennenoffensive 1944 schildert.
Die Amis haben damals etwa 70 Prozent der (bekannten) weltweiten Ölförderung gestellt und auch die Sowjets müssen ausreichend gefördert und raffiniert bzw. importiert haben um Panzerschlachten zu gewinnen und ihre mechanisierten Verbände nach Mitteleuropa vorstoßen zu lassen.
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