Energie: Wo das grüne Hühnchen wohl recht hat und wo eher nicht

Doomberg, hinter dem beachtliche “technische Schwarmintelligenz”, aber eine bloß geringe Kenntnis von Erdöl steckt – siehe auch hier -, zeigt sich in einem kürzlich auf YT abrufbaren Interview bezüglich der europäischen Energiesituation ziemlich scharfsichtig, behält wesentliche, nach Meinung dieses Bloggers fehlerhafte Schlüssel-Einschätzungen aber bei. Auch das sich der puren Rationalität verpflichtet glaubende grüne Hühnchen ist ein “epistemischer Mischcharakter” (wie das hier einmal formuliert wurde). Doomberg meint, die EU werde den Russen wegen deren Brennstoffen bald “in den A. kriechen müssen”, geht aber selbstverständlich davon aus, dass in der RF noch eine Menge Kohle, Öl und Gas liegt, die mit westeuropäischer “Hilfe” (Kapital, Technologie) energiepositiv gefördert werden kann.

Es ist ein Interview mit Commodity Culture, das Rohstoff-Investoren allgemein und speziell Edelmetall-Fans mit Informationen versorgt.

Europa-Interessierte, die mit den kommenden US-Wahlen oder dem Zinn-Markt nicht so viel am Hut haben, können sich ohne Verständnisverluste nur die ersten acht Minuten anhören

(wobei die dem Erdgas gewidmeten Minuten 25.00 – 30.00 aus mehreren anderen Gründen interessant sind,

etwa wegen einiger “informationeller Leckerbissen” und zum Verständnis des Gedankengangs der “Doomberge”).

Leute, die Schriftliches bevorzugen, können auch das im kostenpflichtigen Doomberg-Substack zu findende  Posting “Judgement Day” lesen, das – wenigstens bis vor kurzem – öffentlich zugänglich war (als Teil eines Newsletters).

Ähnliches gilt auch für die grüne-Hendl-Rede zu Erdgas und künstlicher Intelligenz.

Erstens hat Doomberg mit der von einem jüngeren Draghi-Report informierten Einsicht recht, dass “Europa” nicht nur fahrlässig seine AKW abschaltet, sondern auch,

dass “Europa”eine Menge Fossilenergie importiert, aber kaum etwas davon produziert. Für den Einzelfall Erdöl siehe auch diesen Eintrag im vorliegenden staatsstreich-Blog.

Zweitens liegt Doomberg zweifellos richtig, wenn er meint, dass eine sich deindustrialisierende Gesellschaft wie die europäische keine Macht bzw. militärische Gewalt (nach außen) ausüben (“projizieren”) könne

Das werde, drittens, zum Ende der EU führen und dazu, dass sich die Europäer – unter anderen Führern – bei der “Energie-Supermacht” Russland erneut einschleimen würden wollen.

Beides zukunftsgerichtete Aussagen, die aber so unwahrscheinlich nicht sind.

Die Frage ist “nur”,

  • woher Doomberg die Gewissheit nimmt, dass in Russland mit EU-Know How und -Kapital noch ausreichend dichte Energie  (mit “surplus energy”) “aus dem Boden gekitzelt werden kann”,
  • warum Doomberg auf der Kopfgeburt einer “Brückentechnologie Erdgas” beharrt (eine Ideologie, die auch dieser Blogger einmal vertreten hat) und warum er z.B. meint, dass die enormen Gasmengen, die für den Beton und den Stahl für mehr oder minder neue Atomkraftwerke nötig sind, beizubringen wären (die USA post shale revolution sind jedenfalls  kein Beispiel, sondern höchstens ein Ausnahmefall);
  • ganz abgesehen davon, dass, drittens, mehr Elektrizität durch neue/revitalisierte AKW höchstens ein Zwischenstadium und keine Lösung des Energieproblems bedeutet. Strom stellt, wie bekannt, nicht einmal ein Viertel der heute zur Verfügung stehenden Endenergie (was Technikern klar sein sollte) und in der Hierarchie der (menschlichen) Bedürfnisse rangieren Beleuchtungs-, Koch-, Kühlschrank- und Waschmaschinenstrom weit vor AI, Datencentern und Elektroautos. Das sollte auch grünen Hühnchen bekannt sein.

Unabhängiger Journalist

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